Linux auf dem Notebook – Ein untechnisches Review
Was machst Du mobil? Spielen? Netflix schauen? Dokumente erstellen? Surfen? Oder doch etwas mehr? Da reicht schnell ein Tablet nicht mehr aus und man schaut nach einem Notebook. Doch da ist der Markt riesig. Heute stelle ich Dir einen meiner Favoriten vor.
Wie ich bereits erwähnte, ist der Markt der Notebooks riesig. Man kann selbst bei Aldi solche Geräte erstehen, auch wenn man über die Qualität streiten kann. Doch heute soll es um ein Gerät gehen, welches Mal „was anderes“ ist. Das liegt nicht unbedingt am Gerät an sich, sondern am Betriebssystem. Denn das Modell, welches ich Dir heute vorstelle, läuft mit Linux – einem freien Betriebssystem.
Heute geht es um das InfinityBook Pro 14 v5 der Firma TUXEDO Computers aus Augsburg.
Einmal das übliche, bitte! Oder: Was steckt denn nun drinnen?
Bevor ich zu den spannenden Themen komme, möchte ich Euch natürlich nicht die Spezifikationen vorenthalten. Zuvor muss ich sagen, dass Ihr bei TUXEDO Computers Eure Notebooks nach Euren Wünschen konfigurieren könnt. Das heißt im Umkehrschluss, dass meine Spezifikationen natürlich nur einen Ausschnitt darstellen können.
Bei meinem Testgerät war ein Intel i5 10210 U verbaut, der mit 4 x 1.6-4.2 GHz dem Gerät auf acht Threads ordentlich Power gibt. Unterstützt wurde dieser von 16 GB Arbeitsspeicher und einer 500 GB Samsung SSD, welche genug Platz für Eure Daten bietet. Mit einem Preis von knapp 1000 € ist das Gerät natürlich nicht mehr als Mittelklasse zu sehen, wird aber auch in Deutschland zusammengebaut.
Das Gerät kommt mit einem Metallgehäuse, welches es optisch sehr hochwertig erscheinen lässt. Das geringe Gewicht und das Äußere lassen einen denken, dass man hier ein noch viel teureres Gerät in den Händen hält.
Lin…was?
Linux ist ein Betriebssystem. Soweit wisst Ihr vielleicht schon Bescheid und viele von Euch nutzen Linux jeden Tag! Und zwar auf dem Handy… Android ist ein Linux-basiertes System. Ein kleiner Exkurs: Ein Betriebssystem besteht, in der Regel, aus einem Kern und der Oberfläche – grob zusammengefasst. Für Linux, welches nur den Kern betitelt, gibt es verschiedenste Oberflächen. Android ist eine der Oberfläche, genauso gibt es noch den Budgie oder den GNOME Desktop. Ersterer wird als Empfehlung seitens TUXEDO auf die Notebooks vorinstalliert.
Warum sollte ich Linux nehmen?
Diesen Abschnitt möchte ich absichtlich etwas mehr Aufmerksamkeit widmen. Denn immerhin habe ich die Chance Dir mein Betriebssystem der Wahl vorzustellen, welches nicht von Microsoft oder Apple vermarktet wird.
Fangen wir bei den Kosten an. Wenn Ihr Euch einen Rechner mit Windows kauft, so bezahlt Ihr einen gewissen Teil für die Windows Lizenz. Wie hoch der Anteil ist, hängt vom Hersteller ab. Bei Endkundengeräten können dies immerhin bis zu 100 € sein.
Diese Kosten fallen bei Linux nicht an. Von Linus Torvalds ursprünglich entwickelt, ist Linux seit jeher ein Open Source Betriebssystem, welches allen kostenlos zur Verfügung steht. Jeder kann es nutzen, weiter entwickeln oder in eigene Produkte einbauen. Selbst auf einigen Haushaltsgeräten läuft im Hintergrund ein Linux, auch wenn man dies äußerlich gar nicht sieht.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Softwareauswahl. Wenn Ihr nicht gerade auf spezielle Programme angewiesen seid, so findet Ihr in der Linux Welt für so ziemlich jedes Programm ein Pendant und könnt es über das Softwarecenter easy installieren. Nie mehr müsst Ihr im Internet nach Programmen suchen, denn auch auf dem InfinityBook Pro läuft eben jenes Softwarecenter, welches auch kommerzielle Produkte beinhaltet. Selbst Steam funktioniert auf Linux und bietet mittlerweile einen beachtlichen Teil seiner Spiele kompatibel an.
Ein für mich wichtiger Punkt ist dann noch die Datenhoheit. Es ist mittlerweile weitestgehend bekannt, dass Windows 10 Daten über Euer Nutzungsverhalten nach Redmond schickt. So eine Funktion sucht man bei Linux vergebens. Auch auf dem InfinityBook Pro sind Eure Daten Euer Eigentum und genauso muss es sein!
Das InfinityBook Pro für alle?
Doch ist, bei den ganzen Vorteilen, das InfinityBook Pro ein Gerät, welches sich in der breiten Masse durchsetzen könnte? In meinen Augen: Ja!
Linux ist mittlerweile so weit, dass jeder Nutzer damit zurechtkommt. TUXEDO hat es mit seinen Geräten geschafft, Linux „out of the box“ nutzbar zu machen. Wenn diese Geräte es in die Regale großer Elektromärkte schaffen, könnten diese noch mehr Nutzer erreichen. Denn ein Grund unbedingt Windows zu nutzen, hat man kaum noch.
In den Wochen des Tests habe ich das Gerät aus verschiedenen Nutzerszenarien heraus getestet. Für den Alltagstest stellte ich folgende Herausforderungen:
- Ich möchte im Internet surfen.
- Ich möchte Dokumente und Kalkulationen erstellen.
- Ich möchte mal ein kleines Spiel zwischendurch spielen.
Klar, die ersten beiden Punkte sind mühelos machbar. Chromium, eine Google-freie Chrome Variante, wird, neben LibreOffice, auf dem InfinityBook Pro standardmäßig mitgeliefert. Somit könnt Ihr, direkt nach dem Auspacken, loslegen mit arbeiten.
Kleine Spiele könnt Ihr ganz einfach, über das Softwarecenter nachinstallieren. Ich habe mir Steam installiert und geschaut, was die integrierte Grafikeinheit, alles hergibt. Denn eins ist klar, das InfinityBook Pro ist ein Arbeitsgerät und kein Zocker Rechner.
Zum Ausprobieren habe ich PlanetBase und Plague Inc. gewählt. Beide Spiele liefen auf dem InfinityBook Pro recht flüssig. Im Akkubetrieb kam ich so auf einen Spielspaß von 4 h, was ich mehr als ausreichend finde. Bei Plague Inc. musste ich im Hauptmenü des Spieles die Auslösung noch anpassen. Von meinem eigenen Linuxrechner weiß ich allerdings, dass dies ein Bug im Spiel ist.
Bei PlanetBase lief alles out of the box einwandfrei. Ich kann hier nichts zu meckern finden.
Im Alltagsbetrieb, wo man im Netz unterwegs ist, ein wenig Musik hört und Dokumente erstellt, hielt der Akku sagenhafte 12 Stunden durch. Ich muss sagen, dies habe ich bei einem Gerät für Otto Normalnutzer, noch nicht oft erlebt. Dabei hatte ich stets WLAN aktiviert und Bluetooth deaktiviert. Die Displayhelligkeit lag bei ca. 75 %.
Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung machte das Display einen sehr guten Eindruck. Durch das leicht matte Panel war ein Arbeiten unter freien Himmel kein Thema und bei der Akkuleistung macht das auch noch sehr viel Spaß!
Die Tastatur hatte einen, für mich, sehr guten Druckpunkt. Nur an das Trackpad musste ich mich doch stark gewöhnen. Es hat eine leicht angeraute Oberfläche, die mich anfangs sehr irritierte. Bisher kannte ich nur sehr glatte Touchpads, aber nach wenigen Stunden war das „Problem“ gar nicht mehr vorhanden. Über die Systemeinstellungen konnte ich die Sensibilität noch erhöhen und war glücklich.
Und was ist mit Power Usern…?
Gerade für Power User ist die Hardwareausstattung für den Preis natürlich interessant. Als Softwareentwickler habe ich selbstverständlich auch diesen Teil intensiv getestet und meine Entwicklungsprojekte für den Testzeitraum komplett auf dem InfinityBook Pro 14 durchgeführt.
Mein Testaufbau war entsprechend realistisch:
- phpStorm als Entwicklungsumgebung
- DataGrip für die Datenbankentwicklung
- Docker im Hintergrund mit, im Schnitt, vier Containern für die Webentwicklung
- Vagrant
- Firefox mit rund 20 offenen Tabs
Ich bin mir bewusst, dass einigen von Euch diese Programme nichts sagen werden. Dieses Reviews richtet sich aber an verschiedenen Nutzergruppen, daher entschloss ich mich, die Programme auch direkt zu nennen.
Während der Arbeit hatte ich immer wieder Blicke auf die Prozessor- und Speicherauslastung gewagt und mir immer gedacht: Der Rechner will mich doch veräppeln. Der Prozessor und der Arbeitsspeicher waren eher gelangweilt von meiner Arbeit und hatten überhaupt keine Probleme mit allem.
Durch die schnelle SSD hatte ich auch keine Ladeaussetzer und alle Programme liefen ruckelfrei, dies ist man selbst bei potent ausgestatteten Windowsrechnern nicht immer gewöhnt.
Meine Daten, Finger weg!
Wie ihr bereits aus vergangen Artikel wisst, bin ich ein großer Fan von Datenschutz und eigenen Cloudlösungen. Auch diesen Artikel entwerfe ich auf meiner eigenen Nextcloud Instanz. Doch was, wenn ihr einfach nur eine private Cloud nutzen wollt, ganz ohne Installation?
Dann wäre ein TUXEDO Gerät allgemein für euch eine gute Wahl. Jedem Käufer stellt TUXEDO 10GB Speicher auf der myTUXEDO Cloud Plattform zur Verfügung, die ihr nahtlos in das Linux integrieren könnt. So könnt ihr, beispielsweise, eure Kontakte und Kalendereinträge synchronisieren und auch euer Smartphone an die Cloud koppeln.
Die Cloud war nicht Teil des Tests, ich fand diese jedoch erwähnenswert. Natürlich könnt ihr unter Linux auch eigenen Nextcloud Instanzen und andere Cloud Anbieter nahtlos in das System integrieren. Weitere Informationen dazu findet ihr im Ubuntuusers.de Wiki.
Als Power User legt man unterwegs auch gerne Wert auf eine verschlüsselte Festplatte. Mit dem mitgelieferten USB Stick, zudem ich im nächsten Abschnitt komme, könnt ihr ebenfalls das System verschlüsselt installieren. Natürlich solltet ihr dies zu Beginn machen, damit eure Daten nicht verloren gehen.
Und was…,wenn ich es verkaufen möchte?
Bei Windows kennt ihr die typische Wiederherstellung des Werkszustandes. Meist wird dazu eine verstecke Partition auf eurere Festplatte verwendet, die RECOVERY heißt. Bei dem InfinityBook Pro funktioniert dies ein wenig smarter. TUXEDO liefert euch einen USB Stick mit einem eigenen kleinen System mit, welches euch erlaubt mit nur zwei Klicks das System auf Werkszustand zurückzusetzen. Hier könnt ihr unter allen, von TUXEDO offiziell unterstützen, Linux Distributionen frei wählen.
Weitere Infos, zum WebFAI getaufteten System, findet ihr hier.
Fazit: Neue Wege beschreiten!
Das InfinityBook Pro 14 von TUXEDO Computers ist definitiv einen Blick wert! Wem der mobile Begleiter ein paar mehr Euros wert ist, wird hier nicht enttäuscht. Das vorinstallierte Linux funktionierte direkt und ohne weitere Konfiguration. Während des Tests kam es auch zu keinen Fehlern und selbst andere Nutzer, denen ich das Gerät zeigte, fanden sich schnell zurecht. Der vorinstallierte Desktop mit der typischen Windows-Taskleiste, macht es neuen Nutzern denkbar einfach in die Welt von Tux und Linux einzutauchen.
Dieses Gerät könnte Linux einer großen Nutzerzahl näher bringen!
9.2Score9Verarbeitung9Preis9Bildschirm10Tastatur9Touchpad
Transparenz ist uns wichtig. Deshalb möchten wir euch nicht vorenthalten, dass uns das Testgerät freundlicherweise von TUXEDO Computers zur Verfügung gestellt wurde. Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass dieser Umstand selbstverständlich keinerlei Auswirkung auf unser Testergebnis hat. Bei APPkosmos.de liest Du keine gekauften Texte, sondern immer die ehrliche Meinung unserer Autoren. Das liegt uns sehr am Herzen.