Was kann man von einem 130 € Smartphone erwarten? – Archos 50b Cobalt Lite im Test

Muss ich im Jahr 2017 noch immer horrende Summen für ein brauchbares Smartphone ausgeben? In den letzten Jahren sind die günstigen Einsteiger-Smartphones Stück für Stück immer besser geworden. Doch was kann ich im Jahr 2017 von einem 130 € Smartphone erwarten?

Normalerweise nutze ich mit dem OnePlus 3 ein High-End-Smartphone und bin damit nach nun etwas mehr als einem Jahr Nutzung noch immer sehr zufrieden. Für APPkosmos wollte ich herausfinden, was man im Jahr 2017 von einem Low-Budget-Smartphone erwarten kann.

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Freundlicherweise wurde mir von Archos ein Testgerät des Archos 50b Cobalt Lite im Wert von rund 130 € zur Verfügung gestellt. Das quasi Downgrade für eine Woche war zunächst ungewohnt, aber meine Erfahrung war auch keineswegs eine Katastrophe. Aber lest selbst:

Das Äußere: Naja… Plastik halt!

Das man für den Preis kein Aluminium-Unibody-Gehäuse wie beim OnePlus 3, 3T und 5 erwarten kann ist denke ich klar. Mit einem solchen kann das Archos 50b Cobalt Lite auch nicht aufwarten. Aber: immerhin gibt es einen Metallrahmen um die Seiten des Smartphones. Dieser verleiht dem Archos zumindest den Anschein von etwas Robustheit.

Doch das war es dann auch leider schon an „premium“-feeling. Denn die abnehmbare Rückseite aus Plastik wirkt sehr billig und zerbrechlich. Oft sollte sie nicht abgenommen werden. Wurde die Rückseite abgenommen, so kommt der 2100 mAh Stunden große Akku zum Vorschein. Dieser ist wechselbar. Doch zurück zur Abdeckung: diese fühlt sich sehr glatt und unangenehm rutschig an. Sie sitzt zudem nicht sonderlich gut, was man am Fingerabdrucksensor merkt. Die Rückseite steht hier leider ziemlich weit vom eigentlichen Gerät ab, knarzt und kann zu leicht eingedrückt werden. Neben einem Fingerabdrucksensor befindet sich auch die 13 MP starke Rückkamera sowie ein LED-Blitz und ein eher schlecht als recht klingender Lautsprecher auf der Rückseite.

Rückseite: Schön ist sie nicht.

Rückseite: Schön ist sie nicht.

Die Vorderseite des Telefons ist klassisch, schlicht und daher leider ziemlich langweilig. Oben befindet sich die mit 2 MP auflösende Frontkamera und mittig der Lautsprechergill. Nebst diesem befinden sich noch einigen Sensoren. Darunter ist das 5 Zoll große (kleine) IPS-Display, das mit 1280*720 Pixeln in HD auflöst. Archos setzt auch bei diesem Gerät auf kapazitive Tasten mit einer Anordnung, wie man sie bislang von Samsung kannte: links Multitasking, mittig Home und rechts zurück. Mir als OnePlus User widerstrebt diese Anordnung sehr und ich musste mich sehr stark umgewöhnen.

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Auf der Unterseite des Smartphones befindet sich lediglich eine 3,5 mm Klinken-Buchse. Geladen wird das Gerät mit Micro-USB und zwar über einen Port auf der Oberseite. Eine, wir ich finde merkwürdigen Position. Das Archos 50b Cobalt Lite verfügt unter der Rückseite über 2 SIM-Slots, wobei nur einer von beiden LTE unterstützt. Ebenfalls kann der interne Speicher von 16 GB mit einer micro-SD-Karte um bis zu 64 GB erweitert werden.

Akku und Rückseite

Akku und Rückseite

Insgesamt bekommt man mit dem Archos 50b Cobalt Lite ein weder schönes noch hässliches Gerät. Die Front ist okay und wird durch den Aluminium-Streifen rund um das Displayglas etwas aufgelockert. Die Rückseite hingegen wirkt hässlich, ungeformt und fühlt sich billig an. Das Archos 50b Cobalt Lite sieht klassisch, schlicht und langweilig aus. In der Preisklasse ist das wohl hinzunehmen. Die Verarbeitung jedoch lässt deutlich zu wünschen übrig. Ein knarzender Deckel, der einfach nicht nahe genug am Gerät anliegt und daher die Nutzung des Fingerabrucksensors erschwert… Das muss auch nicht für 130 € sein. Hier sind andere Hersteller weiter.

Software: Fast originales Android!

Richtig macht Archos einiges bei der Software. Auch wenn diese auf ein nicht mehr ganz aktuelles Android 6.0.1 setzt, so reagiert sie doch zuverlässig und wurde vom Hersteller kaum angepasst.

Archos erlaubt es bei der Einrichtung des Smartphones sogar dem Nutzer die Installation von Bloatware zu widersprechen. Installiert man sie doch, bekommt man vor allem viele unnütze Spiele, die sich glücklicherweise aber einzeln deinstallieren lassen. Die Einrichtung erfolgt wie bei Android üblich: schnell und einfach.

Auch am sonstigen System hat Archos wenig verändert. Dies ist sehr zu begrüßen. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Einrichtung gelangt man auf den klassischen Android-Homescreen der ein Archos eigenes Hintergrundbild zeigt. Für meinen Geschmack sind jedoch die Homescreen Icons deutlich zu groß. Eine Option dies zu verkleinern fehlt. Der Launcher verfügt über einen klassischen App-Drawer.

Eine Überraschung hat das Archos 50b Cobalt Lite jedoch an Board: Es gibt tatsächlich ein FM-Radio. Einfach Kopfhörer in das Gerät einstecken, Sendersuchlauf starten und Radio hören. Für die Zielgruppe dieses Gerätes (Einsteiger), die (noch) keine eigene Musikbibliothek haben oder keinen Musik-Streaming-Dienst nutzen, sicher ein dicker Plus-Punkt, den ich gerne in mehr Smartphones sehen würde.

Von dem mit 16 GB sehr knapp bemessenen internen Speicher stehen leider nur rund 11 GB zur freien Verfügung breit. Der Rest wird vom System belegt. Um eine Erweiterung per SD-Karte wird man bei diesem Handy auf Grund immer größer werdender Apps nicht herumkommen.

Alles in allem gefällt mir die Software. Dank nur weniger Anpassungen wird das System nicht ausgebremst und kann, der Hardware entsprechend, performant reagieren.

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Performance: Wie schlägt sich das Archos 50b Cobalt Lite im Alltag?

Eine Rakete ist das Archos 50b Cobalt Lite wahrlich nicht. Bei einem Preis von 129 € ist das wohl aber logisch. Im inneren werkelt ein Qualcomm Snapdragon 210, der durch 1 GB RAM unterstützt wird.

Diese Daten sind typisch für Einsteigergeräte und können selbstverständlich nicht mit einer butterweichen Erfahrung aufwarten. Zu sagen, die Performance des Gerätes sei schlecht, wäre jedoch auch nicht richtig. Hier und da gibt es mal einen Ruckler und im Allgemeinen reagiert das Gerät eher träge. Gut, dass Archos fast 100 % reines Android einsetzt!

Im Alltag gibt es gerade beim Wechseln von Apps, dem Laden der Tastatur oder der Kamera hier und da die ein oder andere Denksekunde. Lediglich wenn der Play Store im Hintergrund Updates installiert merkt man schnell, dass 1 GB RAM sehr wenig ist. Für alltägliche Aufgaben wie Chatten, Fotografieren und Telefonieren reicht die Performance jedoch in der Regel vollkommen aus.

Wer wie ich von einem High-End-Gerät kommt wird sicher mehr Probleme haben sich mit der recht trägen Leistung des Archos anzufreunden als jemand, der auch zuvor ein Einsteigermodell oder gar kein Smartphone genutzt hat (soll es ja geben… Nokia glaubt das zumindest…).

Akkulaufzeit: besser als erwartet

1200 mAh. Das klingt erstmal recht wenig. Das in HD auflösende Display und der schwache Prozessor sind jedoch so energieeffizient, dass die Akkulaufzeit gut und gerne über einen Tag kommt. Bei moderater Nutzung sind tatsächlich über 5 Std. Screen-On-Time möglich. Die Akkulaufzeit weiß durchaus zu gefallen.

Display: 5 Zoll, HD und komische Blickwinkel

Für mich ist das Archos mit seinen 5 Zoll definitiv zu klein. Für Einsteiger sollte es jedoch die passende Größe haben. Mit 1280 x 720 Pixeln löst das Display „nur“ in HD (nicht Full-HD) auf. In der Preisklasse ist dies mehr als akzeptabel.

Das Display ist für alltägliche Aufgaben ausreichend scharf (Luft nach oben ist mit Sicherheit vorhanden). Jedoch wirkt das IPS-Panel sehr matt und irgendwie schwammig und undefiniert, was die Farbdarstellung angeht. Auch die Blickwinkel sind… nun ja… schwach.

Das Panel gehört keineswegs zu den hellsten. Das Ablesen ist selbst mit höchster Helligkeitsstufe im Sonnenlicht sehr schwierig. Im Vergleich mit anderen Geräten der gleichen Preisklasse geht das Display jedoch insgesamt in Ordnung.

Kamera: Joa…

Auch die Kamera ist entsprechend des Preisschildes nicht besonders herausragend. Besonders der Umgang mit kontrastreichen Bildmotiven bereitet der 13 MP Kamera große Schwierigkeiten. Ist das Motiv dunkler als der Hintergrund, bekommt der Hintergrund leider sehr schnell ein unschönes „leuchten“. Die Fotos sind akzeptabel, werden aber ganz sicher keinen Preis gewinnen. Wer ein Low-Budget-Smartphone nutzen möchte muss bei der Kamera aber ohnehin definitiv Abstriche machen. Die Kamera-App ist sehr simpel aufgebaut. Sie bietet vergleichsweise nur wenig Möglichkeiten. Hier sind einige Beispielbilder, die mit dem Archos 50b Cobalt Lite aufgenommen wurden.

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Sonstiges: Vibration & telefonieren

Im Test ist mir vor allem eine Sache sehr sehr negativ aufgefallen: Die Vibration! Sie ist alles andere, als das was ich mir von ihr Wünsche: Viel zu laut und dabei viel zu schwach. Der Vibrationsmotor ist leider für die Tonne.

Ein weiterer Punkt der mir nicht so gut gefallen hat ist ein nerviges brummen im Lautsprecher während Telefonaten. Da ich diese Geräusche nicht mit dem OnePlus 3 feststellen kann, gehe ich stark davon aus, dass es sich hier um ein Problem des Archos Gerätes handelt und nicht um eine netzbedingtes Störgeräusch.

Technische Daten

Display5 Zoll IPS, HD (1280 * 720 Pixel)
GehäuseKunststoff
Gewicht160 g
ProzessorQualcomm Snapdragon 210
Arbeitsspeicher1 GB
Akku2100 mAh, wechselbar
interner Speicher16 GB, erweiterbar
SIM2 Slot, davon einer mit LTE
KonnektivitätWLAN, Bluetooth 4.0, FM-Radio, GPS, LTE
Kamera2 MP vorne; 13 MP hinten; Blitz vorhanden
AnschlüsseMicro-USB, Klinke (3,5 mm), Fingerabdrucksensor

Fazit: Nicht für jedermann

Das Archos 50b Cobalt Lite ist definitiv nicht für jeden etwas. Wer aber sehr geringe Ansprüche hat, der kommt mit dem Archos aus. Allerdings ist das äußere nicht das Gelbe vom Ei. Auch die Kamera kann nicht überzeugen, reicht aber für einfache Schnappschüsse aus. Für ein bisschen mehr Geld gibt es z. B. von Lenovo deutlich bessere und schönere Geräte für ähnliche Preise unter der Moto Marke.

Performancetechnisch bewegt sich das Archos 50b Cobalt Lite knapp an der Grenze von noch nutzbar und zu träge. In Anbetracht des Preises komme ich zu einem noch befriedigenden Urteil. Daher bekommt das Archos 50b Cobalt Lite unser neues APPkosmos-Sigel mit Note 3.

Abschließend kann man sagen: Ja, gute Smartphones werden billiger. Für 130 € bekommt man derzeit aber noch keine besondere Leistung angeboten. Für den Einstieg in die Smartphone-Welt, Viel-Telefonierer und Wenig-Surfer ist das Archos 50b Cobalt Lite aber durchaus brauchbar.

ProContra
kaum verändertes AndroidVibration
lange AkkulaufzeitBrummen beim Telefonieren
FM-Radio integriertDesign & Verarbeitung
microSD-SlotKamera

5.8Score5Display6Kamera4Verarbeitung8Akku6Preis/Leistung

Archos 50b Cobal Lite bei Amazon

Transparenz ist uns wichtig. Deshalb möchten wir euch nicht vorenthalten, dass uns das Testgerät freundlicherweise von Archos zur Verfügung gestellt wurde. Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass dieser Umstand selbstverständlich keinerlei Auswirkung auf unser Testergebnis hat. Bei APPkosmos.de liest Du keine gekauften Texte, sondern immer die ehrliche Meinung unserer Autoren. Das liegt uns sehr am Herzen.