Das Nextbit Robin nach 2 Monaten

Seit ca. 2 Monaten teste ich es nun: Das Nextbit Robin. Beworben mit tollen Design, guten Specs und “unendlich” viel Speicherplatz werde ich in diesem Artikel testen, wie gut dieses Kickstarter Smartphone wirklich ist. Dabei werde ich aber auch auf Themen eingehen, die es in einem normal Review nicht gibt, zum Beispiel auf Custom ROMs für das Robin, die durchaus einen Kaufgrund darstellen können.

Das Nextbit Robin ist das erste Gerät des Startup’s Nextbit aus San Francisco. Nextbit hat bisher Cloudlösungen für Firmen entwickelt, jedoch jetzt gedacht, diese Technologie mit Android zu verbinden und für Privatkunden verfügbar zu machen.

Zu erwerben gab es das Smartphone bis vor einigen Monaten noch auf Kickstarter, wo über 1.3 Millionen Euro gesammelt werden konnten. Bereits zu diesem Zeitpunkt haben wir die Kampagne vorgestellt und haben das Presseevent in Berlin besucht und darüber berichtet. Seit dem ist es ruhig geworden. Nextbit hat weiter an dem Gerät und der Software gebastelt und die Kickstarter-Unterstützer haben jede Woche sehnsüchtig auf das nächste Kickstarter-Update gewartet. Doch dann kamen auch schon die ersten schlechten Nachrichten: Der geplante Liefertermin im Februar kann nicht eingehalten werden, das Gerät verspätet sich etwas.

Anfang März kam dann die erlösende E-Mail. Mein Robin ist unterwegs. Nach einigen Tagen beim deutschen Zoll konnte ich das Gerät nun endlich in den Händen halten.

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Die Verpackung des Nextbit Robin.

Unboxing des Nextbit Robin

Das Robin kommt in einer länglichen Box, die ähnlich wie ein Buch entworfen ist. Beim umschlagen des Hardcovers kommt eine erste Seite zum Vorschein: “Hey Rebel, meet Robin.”.

Hey Rebel, meet Robin.

Hey Rebel, meet Robin.

Das Nextbit Robin in der Verpackung.

Das umschlagen dieser Seite legt nun endlich das Handy frei, welches noch in einer weißen Hülle ist. Unter dem Handy findet man noch das Ladekabel. Mehr ist leider nicht in der Box.

Der Lieferumfang, wenn man das Nextbit Robin bei Kickstarter unterstützt hat.

Der Lieferumfang, wenn man das Nextbit Robin bei Kickstarter unterstützt hat.

Ich als Backer der Kickstarter-Kampagne habe jedoch noch eine Verpackung im Paket: Ein Netzadapter, der genau wie das Handy in einem kubischen Look daherkommt.

Das Nextbit Robin

Das Handy liegt sehr bequem in der Hand. Trotz des 5.2″ IPS LCD, welches viel größer als das Display meines Galaxy S4 wirkt, ist das Gerät erstaunlich leicht und sieht verdammt gut aus.

Über dem Display finden wir einen Helligkeitssensor, die Frontkamera und, wie auch auf der Unterseite, einen Lautsprecher, der im ersten Moment wie ein Homebutton wirkt. Auf der linken Seite des Geräts finden wir die Lautstärkeknöpfe und auf der rechten Seite den An/Aus-Knopf, der zudem einen Fingerabdruck-Sensor enthält und den Simtray. Auf der Oberseite des Geräts findet sich ein Headset-Plug und ein Mikrofon. Unter dem USB-C Anschluss ist noch ein weiteres Mikrofon und eine  Benachrichtigungs-LED.

Die Rückseite des Nextbit Robin. Simpler gehts nicht!

Trotz der rutschigen Oberfläche und dem blockigen Design des Geräts liegt es super in der Hand und kann meist gut festgehalten werden. Auf der Rückseite finden wir Nextbit’s Logo und vier weiße LEDS, die Kamera und einen Dual-Tone Blitz.

Die Einrichtung des Nextbit Robin

Sobald das Gerät zum ersten Mal angeschaltet wird, kommt der von Android bekannte Setup-Modus, den Nextbit etwas modifiziert hat. Neben Einstellungen zu Sprache, WLAN, Fingerabdruck und Nextbit Cloud Storage. Ist das Setup beendet ist man auch schon auf dem Startbildschirm angelangt, welcher eine von Nextbit entwickelte App darstellt.

Die Nextbit Cloud Lösung

Zusätzlich zu den 32 GB, die jedes Robin an Bord hat, stellt Nextbit noch 100 GB in der Cloud zur Verfügung. Ist das Handy voll, werden Apps, die eine Weile nicht benutzt wurden “in die Cloud geschoben”. Das gleiche funktioniert auch mit Fotos. Videosupport soll bald kommen. Braucht man die App wieder, so tippt man einfach das ausgegraute Icon der App an und diese wird aus der Cloud wieder heruntergeladen. Das tolle hierbei ist, dass alle Daten der App genau so gespeichert werden wie sie zurückgelassen wurden. Sollte man also bei Facebook eingeloggt gewesen sein, so ist man dies nach dem Download noch immer.

Die Nextbit Cloud Lösung - zu einfach um wahr zu sein?

Die Nextbit Cloud Lösung – zu einfach um wahr zu sein?

Doch auch über die Datensicherheit sollte man sich (fast) keine Sorgen machen: Laut Nextbit ist der Down- und Uploadverkehr End-zu-End Verschlüsselt und die Cloud-Lösung kann mit 2-Faktor Autorisierung gesichert werden.

Der Nextbit Startbildschirm

Nextbit hat den von Android bekannten Startbildschirm etwas angepasst um die Cloud-Storage in das System zu integrieren. Doch keine Sorge, die Nextbit Lösung unterstützt auch andere Startbildschirme, wie den bekannten Action Launcher 3. Der Nextbit Launcher kann, anders als andere Launcher, jedoch den Download-Fortschritt bei einem Cloud Download anzeigen. Auf einem normalen Launcher ist die App grau, bis sie wieder vollkommen installiert ist. Bei Nextbit sieht man eine kleine Fortschrittsleiste und das Icon wird immer farbiger, je weiter der Download ist. Abgesehen davon ist noch eine Sache entscheidend, anders als bei den meisten Launchern: Die App-Liste wurde komplett entfernt auch Widgets können nicht erstellt werden. Stattdessen werden Apps á la Apple automatisch dem Startbildschirm hinzugefügt und können nur bewegt werden.

Der Startbildschirm des Robin.

Der Startbildschirm des Robin.

Mit der Zoomgeste mit zwei Fingern kommt man zu einem neuen Fenster, in dem Widgets platziert werde können. Im Nextbit Launcher kann man zudem Apps anheften, sodass diese nie in die Cloud verschoben werden, Apps in der Cloud ansehen und herunterladen.

Das Nextbit Robin Android System

Normalerweise erweitern Smartphone-Firmen das Betriebssystem mit einigen Funktionen und legen heftige Modifikationen über das System. Abgesehen von der Cloud-Integration unterscheidet sich das System nur wenig von Stock-Android. Lediglich einige UI Elemente, wie Farben, die viel heller sind und einem eigenen Design für die Benachrichtigungsleiste und Benachrichtigungen hat sich Nextbit beim Modding des Systems zurückgehalten.

Lockscreen

Solche Anpassungen, wie hier beim Lockscreen lassen das Nextbit Robin erstaunlich frisch aussehen. Auch zu sehen: Das alternative Benachrichtigungsdesign

Standardmäßig ist Android 6.0.1 auf dem Gerät installiert – alle zwei Monate soll es Updates mit Verbesserungen und neuen Funktionen geben. Doch auch an Android N wird schon gebastelt, wie ein Reddit Thread verrät.

Nextbit Robin nach 2 Monaten Nutzung

Ich nutze das Robin als Alltagsgerät seit es angekommen ist und kann mich daher nur über die gute Performance und die trotz relativ kleinem Akku( ca. 1800 mAh) lange Akkulaufzeit freuen. Ich nutze das Gerät den ganzen Tag um Musik zu hören, im Internet zu surfen und ab und zu auch um Spiele zu spielen.

Die Performance ist gut, Ruckler gibt es selten. Jedoch wärmt sich das Gerät bei dem Nextbit System ab und zu auf. Das ist vor allem beim Laden zu spüren. Custom Roms wie CyanogenMod 13 haben dieses Problem nicht so stark. Der Akku hält locker den ganzen Tag, wenn man nicht mit vollster Helligkeit die grafikintensivsten Spiele spielt.

Sollte der Akku doch einmal leer sein ist das Smartphone dank Quickcharge ruckzuck wieder voll. Bei der täglichen Nutzung hat sich jedoch auch der USB-C Anschluss als sehr gut herausgestellt, denn hier kann das Kabel in beide Richtungen eingesteckt werden. Das macht es sehr einfach, das Handy bei Dunkelheit einzustecken.

Die Frontlautsprecher sind laut. Sehr laut. Vielleicht etwas zu laut. Selbst auf leistester Stufe ist das Robin so laut wie mein S4 fast voll aufgedreht. Bei sehr hohen Lautstärken ist ein scheppern in den Lautsprechern zu hören.

Der Fingerabdrucksensor funktioniert viel besser als erwartet. Sobald der Finger hinzugefügt ist, kann das Gerät meist sicher mit dem Sensor entsperrt werden. Meist, da es natürlich sein kann dass der Finger nicht richtig aufliegt. Wenn man bedenkt dass der Sensor im An/Aus-Knopf ist kann man sich über diesen Grad der Ungenauigkeit kaum beschweren, viel Finger-Auflagefläche ist da nicht.

Die Knöpfe des Geräts sind hochwertig und einfach zu Drücken, geben aber auch dieses “Klick”-Gefühl, sodass man sehr gut zwischen einem Klick und keinem Klick unterscheiden kann.

Die Kamera des Nextbit Robin

Die Kamera des Robin enttäuscht ein Bisschen. Hier kommen meist (unter-) durchschnittliche Bilder mit Rauschen raus. Auch die Kamerageschwindigkeit zwischen dem Drücken des Auslösers und dem Abspeichern des Bildes liegt mit ca. 0,8 Sekunden weit hinter der Konkurrenz. Ein Update, welches diese Zeit etwas verringert, steht bereit, doch auch damit liegt das Nextbit noch weit hinter Geräten wie dem iPhone mit der extrem schnellen Kamera. Auch viele Einstellungmöglichkeiten bietet sich in der Nextbit Kamera-App nicht. Hier kann man lediglich zwischen einigen Modi umstellen.

Ein Bild welches ich mit der Kamera des Nextbit Robin geschossen habe. #robincam

Einige Apps im Google Play Store bieten hier weitaus mehr Optionen. Ich hoffe Nextbit wird hier noch einiges in zukünftigen Updates verbessern.

Custom Roms für das Nextbit Robin

Das Robin wird von Nextbit auch als sehr freies Handy beworben. Das Gerät ist von Werk auf entsperrbar und Custom-ROMS werden von den Entwicklern unterstützt. Sollte beim Aufspielen der Software mal etwas schief gehen, gibt Nextbit Garantie.

Zur Zeit gibt es zwei Custom ROMs für das Robin:

Android Ice Cold Project (AICP)

  1. Basierend auf Stock-Android
  2. Features wie CM-Theme Engine, Fling, und vielen weiteren Modifikationsmöglichkeiten
  3. Fazit: Sehr gute Rom, die JEDEN TAG ein neues Update herausbringt, viele nützliche und coole Features

CyanogenMod 13

  1. Basierend auf Cyanogenmod
  2. Entwickelt von Steve “Cyanogen” Kondik
  3. Fazit: Simple, aber gute Rom

Custom ROMs können viel Spaß machen. Gerade deshalb ist es lobenswert zu sehen, wie Nextbit mit diese Root-Garantie und der Offenheit solchen Modifikationen gegenüber umgeht. Einen wichtigen Hinweis zu Custom ROMs auf dem Robin sollte ich dennoch geben: Die 100 GB Cloud Speicher gibt es nur bei Nextbit’s ROM, nicht bei Custom ROMs.

In meinem Test konnte ich bessere Akkulaufzeiten mit den Custom Roms bekommen, als mit dem Nextbit System.

Fazit – Wie gut ist das Nextbit Robin wirklich?

Das Nextbit Robin ist ein Handy, welches sich rundum lohnt. Ich komme mit meinem Nextbit Robin gut über den Tag. Für 399 $ ist dieses Gerät eine absolute Empfehlung. Das gilt nicht nur für die Cloud-Anbindung, sondern auch für das Gerät. Sollte man, wie ich, gar nicht an den 100 GB in der Cloud interessiert sein, sondern an einem schicken Gerät mit guten Specks, der hat mit dem Robin definitiv ein Preis/Leistungs-Wunder erwischt. Nicht nur die Offenheit gegenüber Custom-ROMs, sondern auch die Nähe zur Community ist, was ich an Nextbit wirklich schätze. Hier merkt man richtig, es mit einem Startup zu tun zu haben und nicht mit einem Tech-Giganten. Ich für meinen Teil bereue den Kauf vom Nextbit Robin überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, ich glaube ich hätte es bereut es nicht gekauft zu haben!

8.8Score9Funktionalität9.5Bedienung10Design7.5Laufzeit8Preis/Leistung