Kommentar: Warum Office 365 mich enttäuscht hat

Nach dem Erfolg von Google Docs, Presentation und Spreadsheet hat Microsoft vor einigen Jahren nachgelegt und Office Online bzw. Office 365 erfunden. Während Office Online grundsätzlich genau das Gleiche wie Google Docs anbietet, soll Office 365 die Lücke zwischen den klassischen Offline-Anwendungen von Office und der Online-Anwendung schließen. Warum Office 365 zwar nicht schlecht ist, mich aber trotzdem enttäuscht, erfahrt Ihr hier in diesem Kommentar.

Home, Personal, Student oder doch lieber Offline-Anwendungen?

Und zu Beginn gibt es erst einmal eine große Anzahl an Begriffen. Zwar ist die Versionsanzahl nicht ganz so groß wie bei einstigen Office-Ausgaben, aber einige unterschiedliche Aspekte gibt es trotzdem. Zusammengefasst habe ich diese mal in der unten stehenden Tabelle*:

Version Funktionen Preis
Office Online Nutzung von Word-, Excel-, Powerpoint-, Sway-Online, Outlook.com und anderen Web-Diensten von Microsoft Kostenlos
Office 365 Personal Installation von Office 2016 auf einem Gerät und Nutzung auf einem Computer oder Mac (Access und Publisher ausgeschlossen) 69 Euro/Jahr
Office 365 Home siehe Office 365 Personal. Einladen von bis zu 5 Personen, welche eigenen OneDrive-Speicherplatz kriegen und Installation von Office auf bis zu fünf Computern, fünf Tablets und Smartphones 89 Euro/Jahr
Office 365 Education siehe Office 365 Personal. Extra-Dienste wie der Microsoft Planner Kostenlos oder 89 Euro/Jahr
Office 365 Business tarifabhängig Nach Absprache
Office Home & Student 2016 Word, OneNote, Powerpoint und Excel für die Installation auf einem Computer 149 Euro
Office Home & Business 2016 Outlook, Word, OneNote, Powerpoint und Excel für die Installation auf einem Computer 249 Euro
Office Professional Outlook, Word, OneNote, Powerpoint, Excel, Access und Publisher für die Installation auf einem Computer 539 Euro

(*) Stand: Juli 2017

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Bevor ich jetzt aber die nächste halbe Stunde mit Zahlen umherwerfe, erzähle ich erst einmal etwas über die Unterschiede und wieso Office 365 mich enttäuscht hat. Außerdem werde ich auf Grundlage der angegebenen Funktionen und Preise eine Empfehlung und ein Fazit für die einzelnen Versionen* nennen.

Office 365 - Office Online

Wie nutzt man Office eigentlich wirklich?

Hier in unserer Redaktion gibt es so einige, die darauf schwören, dass man Desktop-Anwendungen gar nicht mehr brauchen würde, weil sowieso alles immer online sei. Das sind meistens auch dieselben, die ganz eifrig Google Dienste nutzen. Ob Microsoft seine Produkte nicht gut genug für diese Zielgruppe vermarktet oder diese sie gar nicht ansprechen, ist hier nicht das Thema, aber es stimmt: Fast alles lässt sich heute im Browser erledigen. Viele Anwendungen (auch Desktop) machen ohne eine Internetanbindung auch relativ wenig Sinn.

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Natürlich gibt es diese spezielle Art von Simulation oder Videotracker, der jetzt tatsächlich nur auf einem Windows-Rechner läuft, aber im Großen und Ganzen wird unsere Welt immer vernetzter. Trotzdem gibt es einige wichtige Stellen, an denen es schlichtweg kein Internet gibt, so bspw. auf den Linien einer gewissen Eisenbahntransportgesellschaft oder irgendwo in der Pampa neben Bauer Hubers Feld. Darauf hat Google mit der Offline-Version von Google Docs und Co. reagiert.

Dumm nur, dass es die Offline-Versionen von Office nur als Windows- und Mac-Datei gibt und diese so Offline nicht auf beispielsweise einem Chromebook ausgeführt werden können. Office 365 verspricht ein einheitliches Office-Erlebnis auf allen Plattformen. Gibt es nicht und wird es auch nicht geben. Die einzigen Möglichkeiten sind wohl die mobilen Android-Apps, die demnächst aufs Chromebook kommen und so diese Lücke füllen dürften. Dafür dürften diese aber – wie bei Tablets und auf Windows Computern – an ein Office 365 Abo gebunden sein. Kein Abo – kein Service auf einem zu großen Bildschirm. Zumindest die Webversionen von Office sind immer gratis und bieten dem „daueronlineseienden Smombie“ von morgen so – sofern man möchte – einen perfekten und kostenlosen Ersatz für die altbekannten Google Docs.

Online vs. Offline

Viel problematischer dürfte es wohl sein, wenn man sich überlegt, wann man eigentlich welche Anwendung, also Online und Offline, benutzen würde. Ein klassischer Fall ist am Windows-, Mac-Rechner oder am Mobiltelefon. Wann ich die Online-Version von den Diensten benutzen würde, sobald ich die Offline-Version habe, bleibt mir relativ schleierhaft, da diese einfach keinen Mehrwert bietet. Alles, was die Online-Version kann, kann Office für den Desktop und dazu gibt es noch ein paar Features obendrauf. Egal ob Live-Editing oder das Formatieren. Die einzige Möglichkeit, tatsächlich die Webapps von Office zu benutzen, ist, wenn man an einem fremden Computer arbeitet. Gerade dadurch, dass der Trend von eigenen Arbeitsplätzen und eigenen Rechnern immer kleiner wird, wird dies auch in Zukunft sinnvoll sein. Heutzutage halten sich die gleichzeitigen Einsatzzwecke der Online- und Offline-Version doch sehr in Grenzen.

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Als Privatkunde wäre somit die Frage angebracht, ob es nicht sinnvoller wäre, einfach in eine normale Offline-Version von Office zu investieren, anstatt Jahr für Jahr Office zu mieten und quasi zweimal die identische Software zu erhalten, zumal sich Office Online auch kostenlos nutzen lässt (Spoiler: Nein, in den meisten Fällen lohnt es sich nicht. Mehr dazu im Fazit). Gerade weil Office Online kostenlos ist und man für diesen Service gar nicht bezahlt, muss man Office 365 eher als ein absolutes Mietprogramm von Office verstehen und nicht als das Gesamtpaket aus Online- und Offline-Office-World. Als Schmankerl dazu gibt es dann noch die 1 TB OneDrive-Speicher, wobei es hier vor kurzem noch unbegrenzten Speicherplatz gab und die 60 Freiminuten bei Skype.

Ob man 1 TB Online-Speicherplatz und die 60 Skype-Freiminuten jetzt nun nutzt oder nicht: Für den Preis kriegt man hier, meiner Meinung nach, ein schönes Gesamtpaket an Programmen. Ärgerlich ist es da eher für Mac-Nutzer, dass ihre Office 365 Pakete dasselbe kosten, aber keinen Access und Publisher enthalten, da diese Programme (noch) nicht für Mac erschienen sind. Das Gleiche gilt auch für Nutzer mit der falschen Version von Office 365. Vor einigen Wochen hatten wir ja schon über den Office Planer berichtet, der bis jetzt nur für die Enterprise- und Bildungslizensen von Office 365 verfügbar ist. Wieso?

Was denn nun?

Einen echten Mehrwert gegenüber dem normalen Office lässt sich bei Office 365 also nur in den Details und einem eventuellen geringeren Preis feststellen. Aber sollte man für diese Produkte überhaupt zahlen? Eine „gecrackte Version“, die wir natürlich auch nicht empfehlen können, wird es von Office Online zusammen mit dem normalen Office wohl nie geben, da der Service an das Microsoft Konto gebunden ist.

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Alternativen sind also Desktop-Programme wie Libre Office und OpenOffice, die allerdings den Nachteil haben, dass sie nicht direkt mit OneDrive verbunden sind. Wer es lieber online mag, dürfte mit Google Docs besser bedient sein (oder mit einem kostenlosen Office Online). Der Vorteil von Google Docs ist aber wohl, dass hier auch eine Offline-Anbindung garantiert ist. Zudem ist der Google Drive-Speicher nach der neuesten Speicherkürzung bei OneDrive großzügiger bemessen. Bildungslizensen haben sogar einen unlimitierten Speicherplatz. Gleichzeitig sei hier aber erwähnt, dass Google Docs mit Microsoft Office-Produkten nur sehr spärlich kompatibel ist. Auch die fehlenden Funktionen können bei vielen Leuten, wie auch bei mir, für viel Frust sorgen. Dafür berichten viele Leute, dass Google Docs einfacher und simpler zu bedienen sei.

Google bietet in seinem Ökosystem auch vergleichbare Applikationen außerhalb von Word, Powerpoint und Excel, die dann nach subjektiver Einschätzung unserer Redaktion auch ein wenig besser miteinander kommunizieren. Ein Problem, dass Windows und Office noch zu schaffen macht. Ich hatte z. B. nicht selten Probleme dabei, Kontakte und Daten aus verschiedenen Windows-Apps (die Light-Versionen von den richtigen Office-Programmen) in die richtigen Programme zu importieren. Theoretisch sind die Daten auch über die Webansichten erreichbar, nur angekommen sind sie beispielsweise in Outlook noch nicht. Da muss die Synchronisation über OneDrive und ganz besonders bei Outlook.com einfach noch besser werden.

Und in den letzten tausend Worten habe ich eine Sache vergessen: Über die Office-Applikationen an sich zu sprechen. Machen wir es kurz und knapp: Sie sind gut, schick und schnell – also so wie immer. Ein Umstieg von Office 2013 lohnt sich aber trotzdem nicht unbedingt. Eindeutig als Marktführer in Sachen Textverarbeitung, Funktionen und Praktikabilität nicht zu übertreffen.

Fazit mit den guten alten Preisüberlegungen

Office 365 kann also für mich nicht direkt das halten, was es verspricht, denn der große Schritt im Übergang zwischen der Online- und Offline-Welt ist es nicht. Als Einzelprodukte funktionieren sowohl Office 2016 als auch Office Online sehr gut, aber so richtig zusammen passen wollen sie noch nicht.

Nur in speziellen Fällen, z. B. wenn man stetig und ständig an verschiedenen Computern arbeitet, zahlt sich die Investition aus, obwohl man auch hier sagen könnte, dass man dann eben auch gerade kein Office 2016 braucht, sondern einfach auf das kostenlose Office Online ausweichen könnte, und das ist tatsächlich eine Frage, die sich jeder stellen muss.

Es gilt abzuwägen, ob man Office 365 überhaupt benötigt und ob es das wert ist, diese Versionen zu kaufen, anstatt in die klassischen Office-Applikationen zu investieren. Damit wir Eure Gehirne nach diesem langen Text nicht überlasten, haben wir das Ganze in textlicher Basis zusammengestellt:

Wenn Du sowohl im Browser als auch auf dem Desktop mit Office 2016 arbeiten und dann auch noch bequem switchen willst, dann solltest Du in Office 365 investieren. Aber selbst, wenn Du Office Online als Teil gar nicht brauchst, könnte es sinnvoll sein, denn für den Preis von 69 Euro kriegt man das gleiche Paket an Programmen, was man für 537 Euro mit Office 2016 Professional bekommt. Da man beides nur auf einem Computer nutzen kann, müsste man die Professional Version mehr als 7,8 Jahre benutzen, damit diese rentabler ist.

Anders sieht es in der Home Version aus, da das Paket auf bis zu fünf Personen aufgeteilt werden kann. Geht man von dem gleichen Professional Paket aus, müsste man dieses zuerst für läppische 2658 Euro fünf Mal kaufen und dann jedes von diesen Programmen für 29,9 Jahre nutzen. Klarer Punkt für Office 365.

Etwas anders sieht es aber aus, wenn der ganze Firlefanz à la Access und Publisher nicht benötigt wird. Dann schrumpft die minimale Nutzungsdauer von Home&Business bei Office 365 Personal auf 3,6 Jahre und die minimale Nutzungsdauer bei der Light-Version ohne Outlook (Home&Student) auf 2,2 Jahre. Bei Office 365 ist die minimale Nutzungsdauer 14 Jahre (Home&Business) und 8,4 Jahre (Home&Student, jeweils fünf Nutzer).

Ihr seht also, dass es eine ganz individuelle Gebrauchsweise ist, wobei auch der Faktor, wie oft man normalerweise eine Office-Version ersetzen würde (alle 3-6 Jahre?), nicht zu vernachlässigen ist. Mit Office 365 hat man zumindest immer alle neuesten Funktionen dabei. Noch praktischer ist allerdings Office 365 Education, da dieses oft gratis an Schüler und Studenten vergeben wird. Informiere Dich also, bevor Du etwas kaufst! Außerdem enthalten die Education-Versionen viele Extras wie Microsoft Dvelve, Microsoft Forms, den Microsoft Planner und viele mehr.

 

Titelbildquelle: (c) Microsoft Corporation