Kommentar: Das Problem mit den Android-Tablets und warum ich mir momentan kein neues kaufen würde

Ich werde nicht selten nach einer Empfehlung für ein neues Tablet gefragt. So auch vor einiger Zeit von unserem Autor Marvin. Meine Antwort ist dann entweder das Nexus 9, mit einer beschränkten Auswahl an Apps, oder kein Android Tablet. Warum? Eigentlich ganz einfach: Es gibt kaum gute, für Tablets optimierte Apps für Googles mobiles Betriebssystem Android.

Das nervt. Vor allem aber, wenn man sich – wie ich – nicht oder nur in sehr geringem Umfang für Spiele interessiert. Denn Spiele gibt es auch für Android Tablets massig. Nur was gute Office-, Multimedia-, Produktivitäts- und innovative Apps angeht, ist die Auswahl qualitativer, gepflegter und tabletoptimierter Apps im Google Play Store echt ein Graus. Diesem Problem möchte ich in diesem Kommentar auf den Grund gehen. Und versteht mich bitte nicht falsch: Dieser Artikel soll weder ein Hate gegen Android noch ein Loblied für Apple oder Microsoft sein. Deshalb sei kurz erwähnt, dass mich dieses Problem nicht erst seit gestern stört. Mein erstes Android Tablet bekam ich 2011 mit Android 3.1 und schon damals viel mir eines auf: dass es kaum tabletoptimierte Apps gibt. Zugegeben, heute gibt es zwar schon deutlich mehr Apps, die für die Nutzung auf einem Tablet optimiert sind, aber es sind eben noch immer viel zu wenige.

Zunächst sollten wir uns einen typischen Tablet-Nutzer – zu denen ich mich auch zählen würde – vorstellen: Als Tablet-Nutzer möchte ich ein mobiles, leichtes Gerät mit langer Laufzeit haben, mit dem ich von überall aus Medien konsumieren, produktiv sein, das ein oder andere Spiel zocken und im Web surfen kann. Gehen wir diese Punkte mal Punkt für Punkt durch.

1. Medien konsumieren

Egal ob Zattoo, ARD oder ZDF Mediathek, Spotify, Google Play Books, iKiosk oder YouTube: Medien konsumieren ist mit einem Android Tablet mehr als möglich. Obwohl: Die Spotify-App auf dem Nexus 7 ist fast exakt die gleiche, wie auf dem Nexus 5 und die iKiosk-App für Android ist auch nicht mehr, als ein billiger Port der iOS Version. Und da liegt schon ein Problem: Warum passt Spotify seine App nicht an? Warum bekomme Ich auf einem 7″ oder gar 10″ großen Bildschirm das exakt selbe Layout zugemutet, wie auf einem Smartphone? Warum portiert man eine App von A nach B, ohne sie an das Design oder Bedienkonzept anzupassen? Android und iOS sind doch grundverschiedene Systeme!


ikiosk

2. Produktiv sein

Microsoft und Google machen es doch vor: Deren Office-Apps gibt es sowohl für Smartphones als auch für Tablets und das Layout passt sich immer an die jeweilige Bildschirmgröße an. So soll es sein, so kann es bleiben! Nur, warum sind Google und Microsoft scheinbar die einzigen die das kapieren? Ein Beispiel: Scanbot. Gleiches Problem wie Spotify. Zugegeben auf dem Nexus 7 geht das ja noch, aber auf einem Tablet wie dem Nexus 9? Warum nicht links das Menü und rechts der Inhalt?

 

Word für Android ist optimiert für alle Größen

3. Spiele zocken

Das kann Android! Egal ob Asphalt 8, Fallout Shelter, GTA oder doch nur Flappy Bird. Die Spielentwickler machen es vor: Apps, die auf jeder Bildschirmgröße optimal aussehen. Sicher gibt es auch hier Ausnahmen, aber die aller meisten Spiele sind optimiert. Aber warum den nur Spiele und…

Fallout

4. Im Web surfen

…Browser. Von denen gibt es viele und die können es ja auch. Auf dem Smartphone sind die Tabs meist als ein Haufen Karteikarten dargestellt, auf dem Tablet hingegen, wie man es vom PC kennt: als Registerkarten.

chrome

Und großartige, moderne, innovative Apps gibt es für Android Tablets leider nur sehr sehr selten. Eine davon ist Pushbullet! So, genug gemeckert. Lasst uns nach den Ursachen forschen:

Warum gibt es so wenige Tablet-Apps für Android?

Scanbot für Android jedoch nicht

An fehlenden Ressourcen kann es ja bei Firmen, wie der doo GmbH, die hinter Scanbot steckt, nicht liegen. Aber woran dann? Hier ein paar Vermutungen:
Meine erste Vermutung klingt doof, ist sie auch. Aber genau so doof wie sie klingt, genau so wahr ist sie auch: Das iPad, genauer gesagt dessen weite Verbreitung und Akzeptanz, ist ein Grund. Die daraus hervorgehende relativ geringere Verbreitung von Android Tablets lässt die App-Entwickler keine Notwendigkeit für ein Tablet optimiertes Layout bei Android-Apps sehen. Und das, obwohl Google es Android-Entwicklern relativ leicht macht, eine App an Tablets anzupassen.

Wo keine Apps sind, sind auch keine Nutzer. Besonders Microsoft und Blackberry kennen das Problem! Aber eben auch Android. Dazu später mehr.

Google ist Teil des Problems. Im Play Store darf sich eine App nämlich schon dann tabletoptimiert nennen, sobald ein Screenshot von einem 7” und 10″ großen Gerät oder ein Bild im Format eines Zehn-Zollers hochgeladen wurde und in der Manifest.xml einer App XXL-Bildschirme unterstützt werden. Egal ob die App nun angepasst ist oder nicht! Dämlich, Google, einfach nur dämlich!

Wieso ändern die Entwickler diesen Umstand nicht?

Ich hatte es oben schon angerissen: Wo keine Nutzer sind, sind keine Apps und wo keine Apps sind, sind auch keine Nutzer. Ein Teufelskreis! Aber, liebe App-Entwickler, Ihr müsst den Anfang machen! Hab Ihr doch bei iOS auch gemacht! Gut, da hat euch Apple gezwungen, aber das muss doch auch ohne Zwang gehen, oder? Und eigentlich könnt Ihr doch nur profitieren! Denn wenn einige anfangen, würden sicher viele nicht lange auf sich warten lassen! Warum Ihr Entwickler also nicht los legt und auf eigene Faust euch Googles Material Richtlinien zu Herzen nehmt, ist und bleibt ein Rätsel! Wenn eure Apps, die ja keineswegs schlecht sind, optimiert wären, würden auch die Nutzer kommen! Aber nochmal: Ihr, die Entwickler, müsst anfangen! Schaut euch mal die Tumblr-App an! Geil: Material-Design, eigenes Branding und last, but not least: Die App ist sogar tabletoptimiert!

Tumblr

Was macht Google richtig?

Einen großen Schritt hat Google bereits begangen: Material-Design. In einer recht detaillierten Dokumentation gibt Google App-Entwicklern Auskunft darüber, wie eine App aussehen sollte. Doch da ist ein Hacken bei der Sache:

Was macht Google falsch?

Egal ob Herstelleroberflächen, Updates oder eben auch beim Material-Design: Immer und immer wieder macht Google eines falsch. Google ist zu locker. Material ist leider nur eine Empfehlung, aber kein muss. Warum?

Die Alternative: Tschüss Android, Hallo iPad und Surface!

Ja, das steht da wirklich! Nochmal: Tschüss Android-Tablet, Hallo iPad und Surface! Bevor jetzt hier der Krieg zwischen den Fronten ausbricht, lasst mich das bitte noch erklären: In der Einleitung sagte ich es schon: Kein Android-Tablet kaufen. Klar, so gibt es auch keinen Anreiz für Entwickler, aber ich, als Konsument, will mein Tablet sofort nach dem auspacken mit coolen, innovativen und für mein Gerät optimierten Apps bestücken und nicht Jahre lang warten, bis Ihr Entwickler euch endlich durchringt! Der Punkt geht wohl eindeutig an Apple und Microsoft. Warum? Weil Apple euch dazu gezwungen hat! Klar, die Offenheit von Android ist Androids größter Vorteil, aber eben auch der größte Nachteil.