[5. Türchen]: Gib mir deine Daten! #1

In Zeiten von Datenskandalen sollte man sich fragen, wie man seine Daten schützen kann. Leider tun dies, nach meiner Auffassung, aktuell noch zu wenige Menschen. Daher möchte ich euch in einer kleinen Artikelreihe in der Adventszeit einige Tipps und Möglichkeiten geben, wie Ihr mehr Herr über eure Daten werdet.

In der heutigen Zeit ist es mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden, dass wir Dienste im Internet kostenlos nutzen können. Eine Paywall bei einer Zeitung? Oder gar ein kleines Abo für einen guten Onlinedienst? Das will keiner mehr. Doch irgendwie müssen die Mitarbeiter der dahinterstehenden Firma ja auch bezahlt werden. Denn von Luft und Liebe kann keiner leben. Womit zahlen wir also dann?

Hey Daten, Ho Daten, immer Daten….

Facebook, Google, Amazon, Dropbox und etliche weitere bieten ihre Dienste kostenlos an, um so an unsere Daten zu kommen. Daraus werden dann gerne personenspezifische Werbebotschaften erstellt und verschickt. Das führt zu mehr Konsum und so zahlen wir am Ende doch wieder mit Geld. Nur eben nicht direkt.
Heute möchte ich mich um Facebook, Twitter und Co. kümmern und euch eine tolle Alternative aufzeigen, wo ihr eure Daten schützt und dennoch nichts zahlen müsst.
Fangen wir erst einmal an zu schauen, wofür wir soziale Netzwerke eigentlich brauchen und warum Facebook quasi das Monopol hat:

  • Wir wollen mit Freunden in Kontakt bleiben
  • Wir wollen uns in themenbezogenen Gruppen organisieren
  • Wir wollen uns online präsentieren
  • Wir wollen anderen zeigen, dass wir ein super Leben haben
  • Wir wollen protzen

Okay, das Letzte war vielleicht etwas polemisch.
Im Grunde geht es also nur darum, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Theoretisch könnte man dazu auch einfach eine Mail schreiben. Mail ist übrigens ein gutes Stichwort.

Fördera….was?

Die E-Mail ist ein so genanntes föderalistisches System. Man meldet sich bei einem Anbieter seiner Wahl an (web.de, gmx.de, gmail.com…, um nur einige weniger zu nennen) und kann dennoch mit allen anderen E-Mail Nutzern auf der Welt kommunizieren. Das Ganze geht deshalb, weil das dahinterstehende Protokoll standardisiert ist. Im Prinzip kann sich jeder seinen Mailserver installieren und so mit anderen Leuten reden. Und seine Daten bleiben bei ihm selber.
Warum also nicht dieses Prinzip auf soziale Netzwerke übertragen? Und genau an dem Punkt kommen wir zum Thema des heuten Artikels. Willkommen im „Fediverse“!.
Es gibt eine Hand voll soziale Netzwerke, die untereinander über das Protokoll „ActivityPub“ reden können. Darunter zählen beispielsweise Disapora (ein Facebook Klon), friendica (ein Facebook Klon) und Mastodon (ein Twitter Klon).
Rein von der Handhabung her verhalten sich die alle wie die bekannten Netzwerke. Ich werde euch das ganze an Mastodon näher beleuchten.

Das Fediverse

Tröööt!

Mastodon ist ein Mikrobloggingdienst (also vom Grundgedanken her wie Twitter), der seit 2016 von Eugen Rochko aus Jena entwickelt wird. Konzipiert als dezentrales Netzwerk, wie E-Mail, kann es mit anderen Servern kommunizieren, die ebenfalls auf einer Software aufbauen, welche eines der Protokolle „GNU Social“, „ActivityPub“ oder „OStatus“ verwenden. Und das ist eine Menge an Software.
Ihr könnt euch, genau wie bei einer Mail, auf irgendeiner Instanz (so heißen die Mastodonserver) anmelden und von dort aus mit der ganzen „Fediverse“- Welt kommunizieren. Dabei setzt sich euer Username so zusammen, wie bei einer Mail.
Ich habe mich beispielsweise mit meinem Nickname „Devinius“ auf der Instanz „social.tchncs.de“ angemeldet. Mein Username im Fediverse ist demnach „devinius@social.tchncs.de“. Mit dieser Adresse könnt ihr mich in jeder Software finden, die dem Fediverse angehört. Was ist aber nun der Unterschied zu Twitter? Nunja, man hat 500 Zeichen. Ansonsten verhält sich das ganze recht analog. Achja, und bei Mastodon tweetet man nicht, man trötet 🙂

Was sind nun die Vorteile?

Der Vorteil von dezentralen Netzwerken ist, dass ihr selber entscheidet wem ihr eure Daten anvertraut. Ihr könnt eure eigene Instanz installieren oder bei einem Freund einen Account erstellen. Oder ihr schließt euch einer größeren Instanz an. Doch was kostet das ganze nun? Nichts. Die Instanzen werden in der Regel durch Croudfounding finanziert. Es gibt keine monatlichen Abos oder Verpflichtungen. Wenn ihr also hin und wieder mal „nen Fünfer“ übrig habt, dann gebt ihm euren Administrator. Er oder Sie wird sich freuen. Ebenfalls ist die Community recht freundlich und, aktuell, noch nicht überlaufen. Wobei ich auch nicht denke, dass dies in naher Zukunft passiert. Aber vielleicht kann, wie ein Nutzer heute mir sagte, Mastodon sich so gegenüber Twitter positionieren können, wie es Telegram bei WhatsApp geworden ist.