Rescue Time – In den Fängen der Prokrastination

Die „Selbstverdatung“ hört nicht auf und mit Smartphone und Co. treiben wir das Ganze auch noch weiter an. Wo es beispielsweise neue Möglichkeiten zum Kommunizieren gibt, reizt es doch sehr seine Prokrastination-Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Wieso es Sinn ergibt sich selber mit dem Tool „RescueTime“ auf dem Computer zu verwanzen lest ihr in diesem Review.

*Aus lauter Prokrastination ist mir zur Veröffenlichung dieses Textes keine Zwischenüberschrift eingefallen.*

Heute wieder eine Stunde auf Facebook verbracht oder nur noch schnell das eine Video vor der Klausurvorbereitung geguckt? Am aller wichtigsten: Du bist nicht allein! Nicht nur im Bezug darauf, dass die Prokrastination für viele deiner Mitmenschen Freund und Feind zugleich ist, sondern auch, dass tausende Apps gibt, die sich Deiner annehmen und Dir helfen auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. RescueTime ist eine von Ihnen. Anstatt Dir allerdings einfach das Smartphone oder bestimmte Internetseiten zu bestimmten Zeiten zu sperren oder anderweitig Erfolge anzubieten rechnet RescueTime Dir ganz subtil anhand deiner Webseitenbesuche und sonstigen Aktivitäten auf dem Computer deine Produktivitätsrate aus und kann Dir sogar genau sagen, wie viele Minuten Du auf welcher Seite verbracht hast. Bumm! Das saß!

„Selbstverdatung“ auf allen Plattformen. Vorbildlich!

Es gehört schon Mut dazu sich quasi selber dauerhaft tracken zu lassen in Zeiten davon, wenn eigentlich jedes Antivirenprogamm gleichzeitig noch ein integriertes Anti-Tracking-AddOn hat. Ich habe es trotzdem getan. Zwei Wochen lang. Die Ergebnisse sind erschreckend, aber Halt! Kommen wir doch erst einmal zu den Basisdaten zurück: Rescue Time ist für Windows (Phone), Mac, Linux, Chrome OS (als Add-On) und Android verfügbar. Damit sind alle wichtigen Märkte abgedeckt, die sicherstellen, dass Du dich wirklich überall überwachen kannst. Klasse! Einmal installiert fordert das Tool Dich auf einen Account zu erstellen, damit die Daten von allen registrierten Geräten in eine Statistik zusammengeführt werden kann. Damit diese Statistik Sinn ergibt musst Du bei der Anmeldung die sinnvollen Aktivitäten von störenden Aktivitäten trennen und so definieren, wie das Programm deine Produktivitätsrate berechnen soll.

Mit dem Wort Aha-Effekt ist die Wirkung nicht ansatzweise beschrieben!

Und da wären wir: Die Produktivität oder besser gesagt meine über die letzten zwei Wochen (5 Tage 12. Klasse mit dauerhafter Laptopnutzung und intensive Nutzung als Privatgerät). Sieht erschreckend aus? Ist erschreckend. An dieser Stelle würden wir gerne empfehlen das Experiment einfach mal selber zu wagen, denn wir sind davon überzeugt, dass es wahrscheinlich vielen so gehen wird. Uns gefällt die Aufdröselung in produktive, sehr produktive, neutrale, kontraproduktive und sehr kontraproduktive Seiten sehr gut. Die einzelnen Seiten lassen sich zwar selber per Hand selber einstellen, werden aber anhand der Angaben über produktivere und unproduktivere Arbeiten schon voreingestellt zugeteilt. Uns bleibt beispielsweise schleierhaft, wieso das Arbeiten in Word Online angeblich im Gegensatz zu dem Arbeiten in Google Docs nicht zu den sehr produktiven, sondern nur zu den produktiven Arbeiten gehört. Die Zuordnung fällt dem Algorithmus für ihm unbekannte Seiten natürlich schwer, obwohl diese gerade, wenn es sich um interne Seiten der Uni/des Arbeitgebers handelt durchaus zur Produktivität beitragen. All dies selber zu ändern wäre allerdings sehr viel Arbeit.

Schwächen in der Personalisierung

Darüber hinaus sind auch einige der Einteilungen mehr als merkwürdig. Uns fallen z. B. tausende Möglichkeiten die laut Hersteller „sehr produktive“ Google-Suche für nicht produktive Dinge zu benutzen (Als Anregung: Wie wäre es mit ein paar Google Doodle spielen oder mehrmals „Do a barrel roll“ in die Suchleiste schreiben.) Auch hier wäre eine personalisierte Zuordnung durch den Benutzer sehr nützlich, aber auch ungleich aufwendiger, als eine Seite nur einer bestimmten Kategorie zuordnen. Hier müsste das Produkt noch intelligenter werden und z. B. die Suchanfragen verarbeiten dürfen, was zu Datenschutzproblemen führen dürfte. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass RescueTime nur einen durchschnittlichen Wert für die Produktivität ausgeben kann. Unsere Erfahrung (und Hoffnung) sagt, dass dieser Wert meist auch etwas zu niedrig ist. Das Design des AddOns und der Programmen/ Apps ist allesamt etwas altbacken. Da geht noch mehr! Die Bedienung ist, nachdem das Ganze einmal eingerichtet wurde, super easy.

Fazit: Erschreckend und sinnvoll zugleich.

Jetzt sind wir völlig durchgedreht, aber wir mögen RescueTime. Das Tool bietet durch die Verfügbarkeit eine schöne Idee von der Produktivität, die du so an den Tag gelegt hast. In Bezug auf die Ermittlung des Produktivitätswerts sollten sich noch einige wenige Sachen nachjustieren lassen. Auch, wenn die Werte meist etwas zu niedrig erscheinen, bietet der Service einen unglaublich tollen Aha-Effekt, der die Sichtweise auf Produktivität verändert. Und der einzige Grund, wieso dieser Artikel so lange geworden ist, ist wahrscheinlich, dass dadurch meine Produktivitätsrate noch ein wenig steigt.

8.2Score9Funktionalität8Bedienung6Design9Umfang9Editor's Choice

RescueTime for Chrome and Chrome OS
RescueTime for Chrome and Chrome OS